Montag, 6. Dezember 2010

Beginn der Walzwoche

Donnerstag
Wir schreiben Mittwoch den ersten Dezember und damit den Beginn meiner Walzwoche. Diese Woche ist Teil des Programms...

und soll uns die Möglichkeit geben Einblick in den Arbeitsalltag anderer Firmen in Italien zu gewinnen. Dafür haben wir 260,- Euro zur Verfügung, die für Unterkunft und Transport gesponsert wurden. Nunja, damit eine Woche über die Runden zu kommen scheint schier aussichtslos. Die anderen Teilnehmer sind schon „gewalzt“ und konnten meine schlechte Vorahnung bestätigen. Nichts desto trotz nehme ich meine Chance wahr, dieses eindrucksvolle Land zu erkunden. Außerdem wäre ich nicht Maxi Bohn, wenn ich das nicht hinkriegen könnte. Hab ich doch sogar New York ohne einen privaten Penny überlebt.
Vor zwei Wochen habe ich einen Plan aufgestellt, welche Firma oder welches Museum ich mir wann und wo anschauen will. Von Coges habe ich eine vorgefertigte e-mail auf Italienisch erhalten, die ich nun an die Firmen schicken konnte. Dabei waren eine Jeansfirma, ein Museum, ein Strickwarenhersteller und ein Unternehmen, welches Zertifikate an andere Unternehmen vergibt und somit bestätigt, dass die Arbeitsbedingungen und Produkte ökologisch und human korrekt sind. Am Tag vor meiner Abreise stand, bis auf den Besuch in Bologna bei dem Zertifizierungsunternehmen, noch gar nichts fest. Entweder hatte ich noch keine Antwort erhalten oder eine Absage. Ich wusste nicht einmal wo ich als erstes hinfahre, habe es aber mit italienischer Leichtigkeit genommen. Am Abend vorher entschied ich erstmal nach Florenz zu reisen, weil mir die Erzählungen der Anderen so gut gefallen haben. Außerdem gibt es dort das Kostümmuseum.
Mittwoch:
Früh mache ich also im strömenden Regen auf den Weg zum Bahnhof, mit dem Koffer von Madlen. Mein Ungetüm hätte die Grenze des Machbaren gesprengt. Um nach Florenz zu kommen muss ich in Bologna umsteigen und dort den nächsten Zug 12 Minuten später nehmen. Also nach deutscher Logik. Klappt natürlich nicht. Egal. In Bologna angekommen habe ich so erstmal zwei Stunden Aufenthalt, den ich mir damit vertreibe durch einen angrenzenden Park zu spazieren. Hier regnet es zum Glück nicht und es ist auch merklich milder, als in Venedig. Hier und da liegen noch Schneereste, die mich an das winterliche Desaster meiner Mutter in Frankfurt erinnern. Im Zug nach Florenz schlafe ich ein und verpasse beinahe den Ausstieg, aber zum Glück haben wir Verspätung ;o). Obwohl eine dicke dunkle Wolkenschicht über Italien hängt sieht das darunter trotzdem wunderschön aus. Wir durchfahren viele Täler und je weiter südlich man kommt, desto mehr sieht man den toskanischen Stil durchbrechen. Noch viel schöner als im Fernsehen. Die schneebedeckten Gipfel schauen auf kleine malerische Dörfer, umsäumt von Weinhängen und Pinienhainen. Da kriegt man Lust an jeder Haltestelle einmal auszusteigen. Während der Fahrt kriege ich außerdem noch mit, dass ich gar nicht am Hauptbahnhof, sondern außerhalb in einem Vorort aussteigen muss. Tja, das ist wohl der Nachteil am „günstigsten“ Ticket. Am Bahnhof frage ich mich durch, wie ich zum Stadtrand auf der anderen Seite komme. Keiner weiß es, aber erstmal ins Zentrum, dort weiterfragen. In der Dunkelheit weiß ich natürlich nicht wo das ist, aber akribisch verfolge ich den Weg des Busses auf meinem Stadtplan. Dann werde ich doch unsicher und frage ein junges Mädel. Die weiß es auch nicht und meint ich solle den Fahrer fragen. Ordnungsbewusst wie ich bin warte ich auf die nächste Haltestelle, aber auch ja… wir sind ja in Italien. Hier kann man sich ganze zwanzig Minuten mit dem Fahrer unterhalten und sich sein halbes Leben erzählen lassen. Hab sogar schon welche mit I-Pod fahren sehen. Da das Mädel merkt wie ich zögere, ist sie so nett und fragt. Gut, an der Nächsten raus und in die Nummer 11 einsteigen und dann weiter fragen. Die 11 kommt auch schon bald danach. Mit ihr kraxsle ich Meter für Meter einen Berg hinauf und bemerke erst später dass ich dadurch einen tollen Ausblick auf die nächtliche Stadt habe. Dieses Mal gehe ich zum Fahrer, der mir erklärt, dass ich hätte in die andere Richtung fahren müssen. Aber das wäre nicht so schlimm, gleich sind wir an der Endhaltestelle und kehren um. Die Straße dorthin wird mit jeder Serpentine schmaler und die Häuser kleiner. Leider kann man nicht beschreiben wie wunderschön und super italienisch dieses Flair hier oben ist. Zum Träumen schön, denke ich, ohne zu wissen, was mich am nächsten Tag alles noch erwartet. Der Fahrer meinte noch irgendwas, das ich die Nummer 17 nehmen soll, also suche ich auf der Rückfahrt jedes Haltestellenschild danach ab. Als ich eine Nummer 17 sehe steige ich aus und mische mich unter die Wartenden, doch der Fahrer höchstpersönlich springt vor dem Losfahren noch mal aus dem Bus und sagt mir dass ich auf der anderen Straßenseite warten soll. Meine Güte, wie nett. Mittlerweile haben wir es kurz vor sieben und ich fühl mich fix und fertig. Mit der 17 bezwinge ich wieder einen Berg dessen näherkommendes Lichtermeer annähernd erkennen lässt, wie hoch die Gebirgskette ist, die Florenz umgibt. Mit meinem Koffer an der Hand laufe ich nun dem ausgeschilderten Hostel entgegen. Vom Internet weiß ich, dass es auf dem Gelände eine steile Steigung geben soll, ca. 600 Meter. Jaha, kann man so sagen. Steil nicht ganz, aber lang und furchteinflößend. Alles was ich in der Dunkelheit erkennen kann sind eine schlecht betonierte Straße zwischen jahrhundertealten Bäumen und dahinter nichts. Oben auf dem Hügel sehe ich noch ein spärlich beleuchtetes Haus zwischen Olivenbäumen. Sehr romantisch, denke ich noch so, aber mein Spaziergang im Nirgendwo wird leider eher unterbrochen. Ein Schild zeigt nach rechts zur Herberge. Entlang der Mauer zerre ich meinen Koffer durch den Kies und bleibe plötzlich am Eingangstor stehen. Halleluja – ich wohne in einem Schloss!?! Alter Schwede, is nicht wahr – wer weiß, vielleicht ist das nur das Verwaltungsgebäude und dahinter Holzbungalows, oder so. Aber nein. Hinter der Glastür verbirgt sich die Rezeption und ich kann beruhigt einchecken. 21 Euro die Nacht ist ne humane Sache, wenn man bedenkt wie teuer Florenz ist. Na wie teuer denn, Maxi??? – Haha – wartet’s ab! In der zweiten Etage erwartet mich ein ca. 16 qm großes Zimmer mit zwei Doppelstockbetten und einem großen Kleiderschrank. Einen Stuhl gibt’s auch noch. Basta. Eine Person ist schon hier, denn ich sehe einen Koffer und Sachen auf dem Bett links. Ich knall mich erstmal auf Meins und esse. Nebenbei haut mich der Ausblick fast aus den Socken – halb Florenz kann ich da unten in der gepunkteten Schwärze identifizieren. Kurze Zeit später kommt auch meine Zimmergenossin. Sie ist Marathonläuferin, lebt in London und kommt aus Simbabwe. Wieder einmal stelle ich fest, dass ich in Italien zu blöd bin, Englisch zu sprechen. Immer wieder setze ich auf Italienisch an, aber das versteht sie leider nicht. Wie schwatzen nett miteinander bis ich noch kurz anfange mails zu checken. Gegen 10 hält mich nichts mehr auf den Beinen, ich muss schlafen.
Donnerstag
Gegen acht schäle ich mich aus dem Bett und gehe erstmal frühstücken. Da Italiener nur wenig und wenn dann Süßes essen, muss ich mich mit Marmeladentoast und Cornflakes zufrieden geben. Dann geht’s in die Gemeinschaftsdusche und noch kurz mails gecheckt. Gestern Abend rief plötzlich der Mann vom Zertifizierungsunternehmen an um den Termin am Freitag in Bologna zu verschieben. Ob es auch Montag gehen würde. Nunja, bisher habe ich noch keine Antwort von der Jeansfirma, also warum nicht. Wie es der Zufall will, bekomme ich natürlich prompt an diesem Morgen eine mail der besagten Firma mit einer Bestätigung für Montag. Mit Kamera und Stadtplan bewaffnet ziehe ich los in die Stadt. Ständig klingelt mein Handy. Nun muss ich nämlich mit Floriana von Coges abklären, ob ich die Jeanser auch schon Morgen, am Freitag, besuchen kann. Problem wäre nur, dass das Unternehmen in der tiefsten Pampa der Toskana liegt und ich noch heute abreisen müsste. Nach ca. 5 Telefonaten mit Floriana und einem mit der Firma selbst, einigen wir uns, dass ich am Dienstag dorthin fahre und mein Termin in der Jeanswäscherei in der Nähe von Venedig dann am Donnerstag stattfindet. Na also, findet sich doch für alles ne Lösung. Beruhigt steige ich aus dem Linienbus und steige kurz vor der Stadtmitte in einen Minibus um. Ich hatte sie mir witzig vorgestellt, aber das sie so lustig sind, hätte ich nicht erwartet. Als wenn man einen Stadtbus in der Hälfte zersägt und auf Minireifen geschnallt hätte. Nach nur zwei Haltestellen wird mir klar warum, die die Dinger brauchen. Im alten Stadtkern sind die Gassen und Kreuzungen so eng, da passt gar kein normaler Bus durch. Durch das Fenster entdecke ich einen Straßenmarkt und steige spontan aus. Die vielen kleinen Stände dicht an dicht postieren sich um die Markthalle und verkaufen alle das gleiche. Ungelogen! Hier gibt es nur 3 Sorten von Ständen: Lederjacken, Handtaschen oder Souvenirs. Und selbst die untereinander verkaufen alle das Gleiche. Ein trauriges Bild, wie die Inder und Chinesen um jeden Touristen kämpfen. Hinter einem der Stände entdecke ich den Eingang zur Markthalle und mein Magen signalisiert Einsatzbereitschaft. 100g gemischter Salat, schwarze Oliven, ein Brötchen, 5 Scheiben Schinken und plötzlich bin ich um 10 Euro ärmer. Jede Scheibe Schinken ist einen Euro wert – und das ist er wirklich. Außerdem hatte ich ein sehr nettes Verkaufsgespräch mit dem Herrn hinter der Theke. Damit ziehe ich weiter und suche mir einen netten Flecken zum hinsetzen. Hatte ich schon erwähnt, dass die Sonne scheint? Endlich. Seit Tagen habe ich nur graue Wolken und dazu Regen gesehen. Kühl ist es trotzdem. Also kein Vergleich zu Berlin mit – 12 Grad Durchschnitt, aber der Wind hat’s in sich. Immer der Nase nach treibt es mich auf einen Platz mit einer so bunten Kirche, wie ich sie noch nirgends gesehen habe. Mein Gott ist die schön. So was fein Detailliertes und Prachtvolles … das muss man gesehen haben um es fassen zu können. Überhaupt, wird mir wenig später klar, ist die Schönheit italienischer Ästhetik nur ganz schwer in Fotos zu fassen. Es ist das Flair, was dem Ganzen die Magie verleiht, nicht nur das Bauwerke oder die Gasse an sich. Das Drumherum erst ist der Ton, der die Melodie entstehen lässt.
Touristisch setze ich mich auf die Stufen dieser Kirche und mache mich über den Schinken, die Oliven und das Brötchen her. Irgendwie erinnert mich das an die Szene aus dem neuen Julia Roberts Film, in der sie draußen am Tisch eines Restaurants in Napoli sitzt, sich vom Kellner Spaghetti bringen lässt und voller Wonne die Sonne und die eben beschriebene Melodie genießt. Nur das ich bei kalten Wind, wie ein Eskimo eingewickelt auf den Stufen in der Fußgängerzone sitze und mit den Händen den Speck vom Schinken abpule, ständig um mich schlagend, damit mir die Tauben nicht auf den Leib rücken. Nun ja, sei’s drum. Ich bin gesättigt und versuche herauszufinden wo ich bin. Ach, sieh mal einer an! Ich habe soeben auf den Stufen des Domes, eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Florenz, Oliven aus einer Plastikbüchse gegessen. Eieiei, bloß weg hier. Halb gefühlt, halb nach Plan versuche ich zum größten Museum in Florenz zu gelangen, denn dort die es eine Ausstellung über Kostümgeschichte. Auf dem Weg dorthin komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. So schön. Also wirklich, die wahrscheinlich schönste Stadt die ich jemals gesehen habe, gleich neben Paris und Amsterdam. Laut Stadtführer gab es eine Zeit in der Rom auf dem Papier die Hauptstadt war, aber Florenz das gefühlte Zentrum. Und das sieht man.
Nach meinem Bummel durch die Altstadt entdecke ich die Ponte Vecchio, „die alte Brücke“ über die ich laufen muss um zum Museum zu gelangen. Vorher genehmige ich mir noch einen Tee vor einer Bar. Der kostet erstaunlicher Weise nur einen Euro und dazu bekomme ich sogar noch ein Florentinergebäck geschenkt. In den letzten Wochen sind mir wirklich nur nette Italiener über den Weg gelaufen, mit Ausnahme des garstigen Venezianers, aber die werden in Italien gehandelt wie bei uns die Ostfriesen. Die gehören zwar dazu, sind aber irgendwie anders. Mit meinem Tee im Pappbecher laufe ich über die Ponte Vecchio mit kleinen Geschäften links und rechts und tatsächlich, hier gibt es nur Juweliere. So ist das Gesetz. Im Mittelalter hat nämlich ein Stadtherr entschieden, die Metzger zu vertreiben, weil die immer die Schlachtereste in den Fluss geschmissen haben. Stattdessen durften nur noch Juweliere hier Geschäfte haben. Der Ausguck in der Mitte hat Postkartencharakter. Weiter schlendere ich in Richtung Museum und stelle fest, dass ich zu langsam geschlendert bin. Die machen in anderthalb Stunden zu. So ein Mist. Naja, komm ich lieber Morgen wieder und genieße heute noch das gute Wetter. Denn das soll Morgen anders werden. Ich laufe einfach drauf los und sehe mich weiter satt. Nur eine Sache gibt es, die mich überhaupt nicht begeistert. Die vielen Bettler. Auch in Venedig sind sie allzeit präsent. Meißtens bettelarme Zigeuner.
Als es dunkel wird und mich die Beine kaum noch tragen können, fahre ich wieder in mein Schloss hoch oben auf dem Berg. Jetzt müssen die nächsten Tage neu geplant werden.
Am nächsten Tag mache ich früh auf die Beine um zum Museum zu gelangen. Es ist leer an diesem Tag und ich kann in Ruhe durch die Sammlung wandern. In Vitrinen gibt es Kostüme vom 16.Jahundert bis hinein in die Neuzeit. Komischer Weise unsortiert. So steht die barocke Abendrobe neben einem Stück von Gianfranco Ferrè aus dem Jahre 2003. Es gibt auffällig viele Stücke dieses Designers, von denen mir nur wenige gefallen. Komischer Geschmack, den dieser Mann hat um nicht zu sagen scheußlich. In zwei Räumen, die abgedunkelt sind, liegt die Totenbekleidung einiger Mitglieder der Medici Familie. Das war eine sehr einflussreiche Familie in Florenz zu seiner Zeit. Die Stücke sind meist stark beschädigt aber man kann immer noch gut die immense Handarbeit erkennen, die darin steckt. Irgendwie ist es auch ein wenig gruselig, sich vorzustellen, dass darin jemand begraben wurde.
Auf dem Rückweg mache ich wieder Halt an dem Laden, wo ich gestern meinen ein Euro Tee getrunken habe. Mittlerweile haben sich die dunklen, dicken Wolken verzogen und ab und an blitzt die Sonne durch. Dieses Mal nehm ich noch ein Eis dazu, was mich allerdings gleich ganze zwei Euro kostet. Wenigstens schmeckt’s wie immer sehr gut. Die Verkäuferin erzählt mir noch dies und jenes, ich verstehe nur die Hälfte, aber egal. Wieder bekomme ich noch einen Keks geschenkt. Nachdem mir die Beine von gestern noch immer schmerzen, setze ich mich kurz entschlossen in einen lustigen Minibus und fahre eine ganze Runde mit. Man man man, hier gibt’s noch viele Sachen zu sehen. Ich entdecke alte Stadtmauer, Marktplätze und sogar einen Stadtteil, der mich an die italienische Version von Kreuzberg erinnert. Kleine Geschäfte von und für junge Leute, dazwischen Pizzerien und Döner Geschäfte. Also wenn es Berlin morgen nicht mehr gibt, dann zieh ich hier her. Florenz hat’s mir richtig angetan. Fast schon schade, dass ich nachmittags fahren muss. Mit dem Zug geht’s wieder durch die toskanische Provinz nach Siena. Florenz und Siena waren Jahrhunderte lang erbitterte Feinde. Haben doch beide von sich behauptet, die schönere und bedeutendere Stadt von beiden zu sein. Ich bin gespannt.
In der Dunkelheit komme ich am modernisierten Bahnhof an. Alle Hinweise sind viersprachig, dabei auch Deutsch. Es regnet und ist bitterkalt. Laut meinem Stadtführer soll ich am Bahnhof in die Nummer 77 einsteigen. Mit meinem Ticket für ein Euro bin ich dabei. Unglaublich, wenn man sich vor Augen hält, wie kostspielig Nahrungsmittel in Italien sein können und wie lächerlich günstig sämtliche öffentliche Verkehrsmittel. Die Busfahrer hier sind nicht zimperlich. Ich muss mich regelrecht festkrallen, wenn er durch die Serpentinen die Berge hoch und runter brettert. Natürlich bin ich mal wieder in die falsche Richtung eingestiegen, aber der Busfahrer beruhigt mich. Auf dem Rückweg kommt dann gleich meine Haltestelle. Naja, 50 Minuten später darf ich endlich aussteigen. Ich nehm’s gelassen. Wie schon in Florenz muss ich feststellen, dass die Busse hier nicht gradlinig hin und zurück fahren, sondern sie fahren im Kreis. Und innerhalb dieses Kreises, fahren sie Kringel und Schleifen. Innerhalb einer Strecke sind wir eine Haltestelle sogar zweimal abgefahren. Manchmal macht mich Italien wahnsinnig. Meine Herberge liegt etwas außerhalb auf einem Hügel. In einer Gegend mit vielen Hotels, Pizzerien und einer Tankstelle. Das Hostel wurde im Internet mit „mies“ bewertet, aber das kümmert meinen Geldbeutel wenig. Ich checke ein und bekomme noch trocken ein: „Ach übrigens, die Heizung funktioniert nicht“ hinterher geworfen. Na prima, und das bei 3°Grad Außentemperatur. In dem kleinen Zweibettzimmer ist es dementsprechend kühl. Aber ich bin wenigstens nicht allein. Mit mir ist eine Amerikanerin. Erin aus Ohio. Durch Zufall stellen wir fest, dass sie auch diese Nacht noch in dem gleichen Schloss in Florenz wie ich geschlafen hat. Sie erzählt mir, dass sie zwei Monate in Spanien bei Freunden gelebt hat und nun noch kurz in Italien ist, kurz bevor sie zurück in die Staaten fliegt. Sie hätte sich Europa irgendwie anders vorgestellt. Diese Busse zum Beispiel… ich muss lachen und meine: Ja, auch ich komme mir manchmal vor wie in Afrika. Wie jetzt? Du auch, fragt sie. In Amerika herrscht die Meinung, dass Europa, weil es ja älter wäre, auch viel weiter entwickelt wäre. Nun ist sie hier und ständig seien Busse und Bahn verspätet, Chaos an Bahnsteigen, keiner weiß so recht, was, wann, wo passiert.... Ich muss ihr erklären, dass Spanien und Italien die denkbar ungünstigsten Länder sind um typisch europäisches Leben kennenzulernen. Wenig später machen wir uns bettfertig. Mit Strumpfhose, Schlafanzughose, Shirt, Wollpullover und Mützen wickele ich mich in drei Decken um die Nacht zu überleben.
Bibber.
Hier meine Herberge und Umgebung











Florenz




Museum






Der Dom








Ponte Vecchio






Museum von vorn

Miiinnniiiiibus!






2 Kommentare:

  1. ich schlage Folgendes vor:
    in Deinem nächsten Leben wirst Du Kunsthistoriker oder Winterschläfer :))
    La Mamma

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  2. Toll wiedermal alles geschrieben und so. Aber das Bild mit den Häusern auf der Brücke, da muss man erstmal zweimal gucken, das sieht voll unrealistisch aus. Und wenn ich die Stützpfeiler für die Anbauten sehe.... oha.... sehr vertrauenswürdig....

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