Donnerstag, 4. November 2010

Halloween

Der angekündigte Regen prasselt am späten Morgen gegen mein Fenster. Tabea und Madlen sind schon wach und wollen nach...
Venedig fahren. Ich fang an zu schreiben, dann fällt mir ein welches Kostüm ich tragen will. Ich mach Aisha, die persianische Prinzessin aka the dead Terrorist. Schon gestern habe ich die Jungs überreden wollen einen Turban zu tragen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Ich mach mich noch mal auf den Weg nach Panorama um die letzten Besorgungen zu machen und ein Kopftuch zu kaufen. Vor dem Einkaufszentrum haben sie einen Stand aufgebaut um Kastanien zu rösten. Die werden später kostenlos verteilt. Der stinkende Qualm zieht über den ganzen Parkplatz. Wieder zu Hause angekommen schreibe ich weiter, als ich von Jenni eine SMS bekomme, dass sie nun am Flughafen angekommen ist und bald mit Hunger nach Hause kommt. Juhu, das heißt auch, dass sie Brot mitgebracht hat. Endlich wieder richtiges Brot, aus richtigen Körnern. Nach dem Essen absolviere ich noch ein kleines Diskoschläfchen um mich danach in Aisha zu verwandeln. Madlen macht an diesem Abend die Vampirdame.
Kurz nach 10 geht’s los zur Stazione wo auch schon unsere Begleiter warten. Zwei Autos, vier Männer. Ali und Mohammed kriegen sich nicht mehr ein vor lachen wegen meiner Kostümierung. Die anderen zwei sind schon etwas älter und sitzen in ihren Autos. Die Namen sind für mich unaussprechbar. Madlen und ich teilen sich auf die Autos auf und dann kanns auch schon losgehen nach Padova. Wir haben ungefähr 20 Minuten Fahrt und wir unterhalten uns ein wenig. Ich werde für mein gutes Italienisch gelobt. Tatsächlich – es ist schon besser geworden. Die zwei Tage mit den Jungs haben insofern was gebracht, dass ich flüssiger geworden bin. Die Dörfer, durch die wir tuckern, erinnern mich an die Fahnerschen Höhen aus Thüringen, nur das die Häuser anders aussehen. Am Ende von Padova gibt es Industriegebiete und auf eines von denen parken wir. Schon von Weitem sehen wir, dass dieses Ding sehr nobel sein muss. Die haben sogar Parkplatzeinweiser. Am Eingang bekommen wir eine Plastikkarte mit Symbolen drauf. Kleine Cocktailgläser sind darauf abgebildet mit Zahlenwerten. Irgendwie kann uns keiner richtig erklären wie das funktioniert und wieviel, wann und wo wir Eintritt bezahlen sollen. Naja. Der Schuppen drinnen ist von feinsten, überall sehe ich lange Tische um die große Gruppen schicker Leute sitzen. Die trinken dort oder essen richtig, wie in einem Restaurant. Den DJ finde ich irgendwann mittendrin an einem erhöhtem Pult. Es hängen riesige LCD Leinwände von der Decke, auf denen Musikvideos abgespielt werden. Wir setzen uns auf den Balkon in der oberen Etage und bestaunen das Treiben. Langsam füllt es sich aber die Hemdenträger werden nicht weniger. Auch die Mädchen in Kleidern und High Heels stapeln sich regelrecht. Madlen und ich fühlen sich an den Tag in Mailand zurückversetzt. Zum Glück kommen auch einige in Verkleidung, so richtig von oben bis unten. Gegen zwölf wird die Fläche vor dem DJ Pult freigeräumt und wir können’s kaum erwarten. Wir drängeln die Jungs nach unten an die Bar. Für meine Cola bekomme ich 3 Löcher in die Karte gestanzt. Das heißt wahrscheinlich 5 Euro, ein guter Preis, wie mir Mohammad erklärt. Es dauert nicht lange und Madlen und ich stehen bei den ersten Tanzenden. Die Jungs kommen nur zögerlich nach aber innerhalb einer halben Stunde wird es brechend voll. Die Musik wird zunehmender technoider und den Leuten dort scheints zu gefallen. Neben dem Pult haben sie 2 Särge aufgestellt aus denen mit großen Tamtam zwei Tänzerinnen rauskommen. Der DJ verkündet ständig irgendwas mit Allowen („Halloween“) und stupende (fantastisch) durch sein Mikrofon. Nach und nach wird’s uns allen komisch hier. Die Musik ist kacke, die Leute zu schick. Um drei überlegen wir nach Hause zu fahren. Auf dem Weg zur Kasse frage ich Mohammad wie das nun ginge mit diesen Karten. Na dann gib mal her. Er stellt sich an den Schalter, an dem eine junge Frau hinter einer Plexiglasscheibe die Karten einliest. Auf dem Display taucht die Summe 30,- Euro auf. Madlen und ich zücken die Portemonnaies und ehe wir uns versehen hat der schon wieder bezahlt. Gibt’s doch nicht. Was denkt der sich? Ich kanns auf den Tot nicht ab wenn Männer ohne zu fragen für mich bezahlen. Auf dem Weg zum Auto stecke ich ihm nen Zehner in die Hosentasche aber ich habe keine Chance. Das Spiel geht noch zweimal hin und her aber sein persich – italienischer Stolz lässt das nicht zu. Nein Maxi, ich nehm dein Geld nicht. Nagut, dann eben nicht, Blödarsch. Im Auto unterhalten wir uns noch ein wenig über Berlin und die Mauer. Ich kann sogar schon sagen, dass ich in einem Land geboren bin, was es nicht mehr gibt. Dann fragt mich Mohammad nach diesem Buch über die Ausländer in Deutschland. Ich muss überlegen, komme aber darauf dass er das Sarrazinbuch meint. Krass, so weit hat sich das rumgesprochen. Wir werden vor der Haustüre abgesetzt und kratzen uns die Schminke vom Gesicht. Schlafen.

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