Sonntag, 10. Oktober 2010

Caaaazzzzzoooo!

Verdammt, heute kam der Bus zu spät, das Vaporetto hat ne Ewigkeit gebraucht und verlaufen tu ich mich auch noch. Ne ganze halbe Stunde zu...
spät trudel ich verschwitzt im Atelier ein, aber ich bekomme ein Lächeln geschenkt. Nicht so schlimm, meint die Kollegin. Dieses Mal haben sich die Mücken richtig bösartig an mir ausgelassen. Diese Biester. In die Füße haben sie mich gestochen. Ausgerechnet in den Spann. Und im Gesicht sind auch noch welche dazugekommen, ein Stich auf den Kinnknochen. Verdammt! Egal, auf Arbeit kommt heute sogar Stefano persönlich auf mich zu und bittet mich eine Schürze aus einem Theaterstück zu kopieren. Heißt, er legt mir eine Vorhandene hin und drückt mir Stoff für eine neue in die Hand. Cool, ab geht’s. Momentan macht mir nähen wieder Spaß, weil die dort auch ordentliche Maschinen haben. Mann, so eine will ich auch! Eine bisschen erinnert mich Stefano an Thomas Gottschalk mit seinen blonden Locken und dem exakt rasierten Bart. Er steht heute sehr lange am großen Tisch bei dem Praktikanten und erzählt irgendwas Lustiges. Er imitiert Jemanden und tänzelt witzig herum, ich verstehe nur die Schlagworte aber kann mir keine Geschichte zusammenreimen. Zur Mittagspause geh ich noch raus. Ein paar Eingänge entfernt gibt es einen Eisladen. Mit meiner Kugel Milcheis schlendere ich zurück und setze mich an den Rand des Kanals währenddessen mir die Mittagssonne auf den Kopf brezelt. Auf den Stufen krabbeln handgroße Krebse vor mir im Wasser entlang, währenddessen ein kleines Transportboot vorbeischippert. Wie Sommer. Am späten Nachmittag ist es dann soweit. Plötzlich plazt 3 Zimmer und eine Etage entfernt eine Bombe. Es wird still bei uns oben im Nähbereich. Eingeschüchterte Blicke gehen von Gesicht zu Gesicht. Stefano bekommt einen Tobsuchtsanfall sondergleichen und brüllt das ganze Atelier zusammen. Von der Ferne verstehe ich nur, dass es Probleme mit einem Kunden gibt der wohl rumzickt. Fünf Minuten dauert das Spektakel in dem mehrere Male das Wort „Cazzo“ fällt (it.: Schwanz = Scheiße). Naja, die Kreativen halt… Nach Feierabend nehme ich mir Zeit auf dem Weg nach Hause und laufe einen anderen Weg nach Hause durch die Nebengassen. Hier gibt es sogar kleine Gärtchen auf den Grundstücken und Bäume auf den Plätzen. Mir tun sich seit Tagen immer mehr Fragen auf. Wie wird hier der Müll abgeholt? Wie machen die das mit den Kinderwagen? Und wie viele Venezianer besitzen einen Führerschein? Fragen, die sich hoffentlich bald klären werden. Zu Hause hat Jenny gekocht und wieder sehe ich mich einer Übermacht an Mücken ausgeliefert. Beim Blogschreiben landen sie mir regelmäßig im Gesicht. Die verfolgen mich. Ich ziehe ein weiteres Mal zu Madlen um. Allerdings bringt das dieses Mal auch nichts. Mindestens drei Mücken fallen über uns her und lassen uns kaum einschlafen. Die Dinger zu jagen bringt nichts denn einmal zum Flug angesetzt, verschwinden sie im Nichts. Wirklich, ungelogen. Da ist nichts zu machen. Du kannst ihnen noch so konzentriert folgen, sie lösen sich einfach in Luft auf, kurz bevor du sie wieder an irgendeiner Wand hängen siehst. Auch an meinen Zimmerwänden habe ich schon ein paar Andenken in Form von schwarzen Flecken hinterlassen. Ich wickel mich in meiner Verzweiflung bis zur Nasenspitze in die Decke ein aber selbst zu der finden sie noch. Mir graut vor dem nächsten Morgen.

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